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AUTOMATICA 2006 - Globale Leitmesse oder Regionalmesse Südost?
Deutschland ist Weltmeister - Messeweltmeister. Vier der fünf weltweit
größten Messeplätze mit Hallenflächen zwischen 250.000
und 500.000 qm befinden sich in Deutschland, dies sind Hannover, Frankfurt,
Köln und Düsseldorf. Unter den weltweiten Top 15 stammen immerhin
7 Messeplätze aus Deutschland mit Hallenflächen über 150.000
qm, München, Berlin und Nürnberg kommen hinzu. Trotzdem wird
weiter gebaut und vergrößert: Die neue Messe in Stuttgart wird
ab 2007 mit 100.000 qm die Nr. 10 der deutschen Rangliste sein. Jedes
Bundesland, jede deutsche Metropole möchte in der Spitzenliga internationaler
Messeplätze mitspielen.
Angesichts offensichtlicher und wachsender Überkapazitäten
bei insgesamt sinkenden Besucherzahlen ist der Kampf um Messeveranstaltungen,
Aussteller und Besucher voll entbrannt. Bei der Fabrikautomation kämpfen
AUTOMATICA, MOTEK und HMI Hannover Messe Industrie sowie in Teilbereichen
die SPS/IPC/Drives um die gleichen Aussteller und Besucher. Die AUTOMATICA
findet vom 16.-19. Mai 2006 zum zweiten Mal statt, ihre Entwicklung wird
deshalb mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Was können die Aussteller
und was die Besucher erwarten?
Von Beginn an erfolgreich war die AUTOMATICA bei der Anbietergewinnung:
mit 539 Ausstellern im Jahr 2004 und ca. 800 im Jahr 2006 ist ein Aufschließen
zu den Wettbewerbs-Messen absehbar. Die Anmeldung von insgesamt ca. 70
Auslandsvertretungen als Unteraussteller durch die Roboterfirmen Kuka,
Reis, ABB und Fanuc verfälschen die Zahl der gemeldeten Aussteller
um fast 10 % - dieses Vorgehen irritiert zwar, mindert aber kaum den Aufbauerfolg.
Die eigentliche Herausforderung für die AUTOMATICA ist die Besuchergewinnung.
Mit 17.000 Besuchern im Jahr 2004 blieb die AUTOMATICA noch deutlich hinter
der MOTEK mit 30.000 und dem Bereich Factory Automation der HMI mit 97.000
Besuchern (2005) zurück.
Bisher nicht erfüllen konnte die AUTOMATICA ihren Anspruch an eine
stärkere Internationalität gegenüber Wettbewerbsveranstaltungen.
Mit 15 % Anteil ausländischer Besucher entsprechen die Werte beispielsweise
denen der MOTEK. Von den Inlands-Besuchern stammen 46 % aus Bayern und
30 % aus Baden-Württemberg, bei den Auslandsbesuchern allein 31 %
aus Österreich. Alle anderen Bundesländer und Länder waren
2004 nur mit niedrigen einstelligen Prozentsätzen vertreten. Den
Aussteller dürfte damit ein stark regional geprägtes Publikum
erwarten - allerdings eine Besuchergruppe, die bisher durch andere, ebenfalls
regional geprägte Messen nur unzureichend abgedeckt wird.
Die thematische Gliederung der AUTOMATICA entspricht der Struktur des
VDMA-Fachverbands Robotik + Automation mit den drei Fachabteilungen Robotik,
Montage- und Handhabungstechnik sowie Industrielle Bildverarbeitung. Der
VDMA-Fachverband ist Mitinitiator und Unterstützer der AUTOMATICA.
Bei der Robotik sind fast alle weltweit bedeutenden Hersteller vertreten,
zwei komplette Hallen sind 2006 belegt. Als Robotermesse dürfte sich
die AUTOMATICA nicht zuletzt aufgrund des Engagements der VDMA-Mitgliedsfirmen
bereits durchgesetzt haben. Auch die Durchsetzung des internationalen
Anspruchs hat bei den Robotern die größte Aussicht auf Erfolg.
Nicht so eindeutig ist die Situation bei der Montage- und Handhabungstechnik,
die ebenfalls zwei Hallen füllt. Positiv ist die starke Präsenz
der Gesamtanlagen-Anbieter und der führenden Handhabungstechnik-Hersteller.
Schwach hingegen ist das Angebot innovativer Fügetechnik und Prüftechnik
- gerade diese Prozesse sind jedoch erfolgsbestimmend für die Produktivität
von Gesamtanlagen. Insgesamt wird die AUTOMATICA bei der Montagetechnik
die MOTEK kaum von der Spitzenposition verdrängen können. Von
der Marktstruktur her ist die Montagetechnik stärker regional geprägt
als die Robotik und damit sind höhere internationale Besucherzahlen
schwer zu erreichen.
Als dritter Bereich präsentiert sich die industrielle Bildverarbeitung
uneinheitlich und wenig geschlossen. Die großen Anbieter von Systemen
zur Roboterführung in der Automobilindustrie haben sich gleich geschlossen
in den Roboterhallen einquartiert. Bildverarbeitungs-Anbieter von Seriengeräten,
Systemintegration und Komponenten füllen nur ein Drittel einer Halle
und repräsentieren den Markt eher nur unvollständig. Für
diese Anbieter-Gruppe sind die Messen HMI, SPS/IPC/Drives, MOTEK und Vision
wichtige Alternativen.
Insgesamt dürfte den Besucher der AUTOMATICA ein hervorragendes
Angebot in den beiden Schwerpunkten Robotik und Montage-Gesamtanlagen
erwarten. Als Aussteller sollten die Erwartungen an ein internationales
Publikum nicht zu hoch gesetzt werden, insbesondere die Montagetechnik
ist von der Natur her ein eher lokaler Markt. Wer dagegen als Aussteller
eine überwiegend regionale Zielgruppe aus Südostdeutschland
und dem benachbarten Ausland ansprechen möchte, die er über
andere Messen mit ebenfalls lokalem Besucherschwerpunkt bisher nicht erreicht,
kann für die AUTOMATICA 2006 mit hoher Wahrscheinlichkeit eine positive
Bilanz erwarten.
Eine interessante Lektüre und einen erfolgreichen Messebesuch wünscht
Ihnen
Dr. Gerhard Drunk
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